Mittwoch, 26. Februar 2014

Eiskalt (Satire)

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Da mach ich mir nichts vor... Schweinen gegenüber bin ich ein Arschloch.
Die sind halt so lecker. Rinder und Hühner auch...
Früher hab ich da noch rumgeheuchelt. Hab erzählt, ich sei  ein Tierfreund, gegen Massentierhaltung und deshalb würde ich nur ganz selten Fleisch essen.
Dabei zählt die Salamipizza am Montag und die Lasagne am Dienstag nicht mit.
Am Mittwoch gibt es Schnitzel. Das ist Fleisch. Nur so als Beispiel.
Ich meine, das is ja eh totaler Blödsinn, so was zu behaupten. Wenn man angeblich nur ganz selten Fleisch isst, kann man es auch lassen.
Ich mag's halt. Bin schließlich damit aufgewachsen.
So ne vegane Tussi fragt mich neulich, ob ich glauben würde, dass alle Antifaschisten von Antifaschisten großgezogen werden.
Hä? Was hat das damit zu tun?
Diese veganen Extremisten wollen mir ihr Weltbild aufdrücken, mir die Eier schlecht reden.
Angeblich sei meine Wahrnehmung bei all der Werbung für Tierprodukte selektiv und mein schlechtes Gewissen würde mich in die Abwehrhaltung treiben. Bullshit!
Okay, ich geb zu, die sind nur ein paar Tausend und ich fühl mich umzingelt.
Liegt wohl an ihren kranken Analogien, mit ihrem Antispeziedingsbums und Gutmenschenscheiß.
Allein dieser ewige Holocaustvergleich... Der würde nicht mal dann passen, wenn man die KZ-Insassen damals gegessen hätte.
Nur weil sich die Bauwerke und die Behandlung der Insassen ähneln und sie am Ende umgebracht werden, äh...
Und wenn ich frage, wie man denn die Menschheit ernähren sollte, wenn alle vegan wären, kommen nur blöde Antworten. Es ginge primär um unsere Gesellschaft, die neunzig Prozent der Welternte als Tiernahrung beansprucht.
Hallo? Wie geil is das denn? Unsere Gesellschaft beansprucht neunzig Prozent der Welternte für die Tiere und die ach so tierlieben Veganer beklagen sich!
Und die restlichen zehn Prozent der Welternte fressen sie dann der Dritten Welt weg, ne?!
Die Frage, wie man die Menschheit ohne Fleisch ernähren soll, können sie leider nicht beantworten.
Und was leisten sie sonst?
Ich setze mich wenigstens für Menschenrechte ein. Die Menschen haben ein Recht auf Fleisch!
Wie auch immer, Schweinen gegenüber bin ich ein Arschloch. Dazu steh ich.
Auch bei kleinen süßen Ferkeln und Kälbern bin ich eiskalt.
Ich esse die männlichen Kälber der Milchkühe, überbacken mit dem Käse ihrer Mütter.
Und ja, ich weiß von den geschredderten männlichen Küken, aber ich liebe mein Frühstücksei.
Die Viecher sind mir ehrlich gesagt scheißegal, solange es um meinen Geschmackssinn geht.
Wenn es nicht so wäre, würde ich sie nicht essen. Is klar...
Insofern habe ich auch aufgehört, Hunde und Katzen mit romantisch verklärtem Blick zu betrachten, nur weil sie kuscheliger als Schweine sind.
Wenn man sie artgerecht tötet und human grillt, kann man sie auch essen.
In dieser Welt setzt sich halt der Stärkere durch und solange ich es schaffe, ein Kilo Fleisch und zwei Liter Milch nach Hause zu schleppen, bin ich der Stärkere.
Jetzt hau ich mir erst mal ne Rinderbabywurst rein, haha!
Vielleicht sehen wir uns im Antivegan-Forum. Da machen wir uns über diese mangelernährten Spacken lustig. Teilweise recht heftig, aber Du weißt ja, wie das mit den Hemmschwellen ist...

Antivegane Grüße, Voll Pfosten

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Dieser fiktive Text fasst einiges zusammen, was sich in den Köpfen speziesistischer Artgenossen abspielt. Er ist leider auf den Großteil der Gesellschaft übertragbar.
Dabei steht neben den klassischen Vorurteilen der Spaßfaktor im Vordergrund: „...solange es um meinen Geschmackssinn geht.“
Ja, beim Geschmackssinn geht es um Genuss, also im weitesten Sinne um Spaß und Freude.
Das Tierschutzgesetz definiert das Manipulieren und Töten von Tieren unter Motiven ohne „vernünftigen Grund“ als „Tierquälerei“.
Das impliziert, dass wir in dieser Gesellschaft auf Tierprodukte angewiesen und diese somit gerechtfertigt wären, was ja nun widerlegt ist, egal wie sehr man sich an alte Klischees und Binsenweisheiten klammert.
Menschen drücken für Menschenkinder, Hunde, Katzen, Giraffen und die Umwelt auf die Tränendrüse, doch gegenüber unzähligen leidensfähigen Individuen sind sie nur eiskalte und berechnende Arschlöcher.
Das würden sich die wenigsten eingestehen, eher gibt man sich beleidigt und ich stehe mit meiner Aussage in der Kritik, weil ich mich zu „drastisch“ ausdrücke.
Würde man das Ganze im Schlachthaus diskutieren, direkt vor der zuckenden Sau, mit Betonung auf den „Spaßfaktor“, so würde sich die Perspektive auf das, was „drastisch“ und „vertretbar“ ist, verschieben.
Wie findest Du Dich aus Sicht Deiner „Nutztiere“, lieber Otto-Normalverbraucher? Bist Du Dir sympathisch? Bist Du jemand, für dessen Spaßfaktor man gerne mal durch die Hölle geht und sein Leben lässt?
Zum Glück sind wir nicht im Schlachthaus und Du tust einfach so, als wären diese Gedankengänge nie an Dich herangetragen worden.
Das ist zwar eiskalt, aber konform und insofern legitim.

LG, Schlunz

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