Donnerstag, 12. März 2009

"Papa, warum leben wir vegan?"

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"Papa, warum leben wir vegan?"

"Weil Tiere leiden können. Sie empfinden Schmerzen und Angst. Sie wollen sicher nicht, dass der Mensch sie einsperrt, herumtransportiert und schließlich tötet.
Der Mensch braucht seit der Steinzeit keine Tiere um zu überleben, weder für seine Ernährung, noch für seine Kleidung oder sonst was."

"Aber die anderen sagen, wenn man vegan lebt, ändert das auch nichts..."

"Das stimmt nicht und das gilt für alles, was wir wählen, was wir tun und unterlassen.
Doch selbst wenn es so wäre...
Stell Dir vor, zwei größere Jungs klauen deinem Klassenkameraden auf dem Schulhof sein Pausenbrot und du kannst ihm nicht helfen. Nur, weil du ihm nicht helfen kannst, musst du ihn doch nicht ebenfalls ausrauben, oder?"

"Nein..."

"Und genauso wenig müssen wir Fleisch, Käse, Eier und Honig essen, nur weil es die anderen tun.
Für alles, was wir tun, sind wir verantwortlich, ob wir andere Menschen beklauen oder Tiere ausnutzen."

"Sind die anderen in meiner Klasse deshalb böse?"

"Nein. Menschen machen in ihrem Leben oft Dinge, die falsch sind. Auch wir, deine Eltern, deine Großeltern und deine Freunde...
Deshalb sind wir nicht böse. Wir wissen es oft nur nicht besser.
Viele Kinder glauben nur das, was ihnen ihre Eltern sagen und sie haben gelernt, dass es scheinbar ok ist, Tiere für Nahrung, Kleidung oder Unterhaltung zu benutzen.
Doch es ist falsch für die Tiere, falsch für die Umwelt und ungesund für den Menschen.
Du hast in der Schule gelernt, dass Gewalt falsch ist und auch das Einsperren, Ausnutzen und Töten von Tieren bedeutet Gewalt."

"Aber warum bringen die Lehrer uns das nicht bei?"

"Weil sie es nicht besser wissen oder wissen wollen."

"Aber sie sind doch erwachsen und sollten es besser wissen..."

"Ja, das sollten sie. Doch wenn man erwachsen ist, heißt das noch nicht, dass man auch alles weiß und dass man immer fühlt, was richtig und was falsch ist. Das gilt auch für deine Lehrer.
Letztendlich wirst du entscheiden, wie du dein Leben gestaltest.
Hör auf dein Herz!
Wenn die Menschen in deinem Umfeld nicht begreifen, dass sie den Tieren Gewalt antun, wende dich nicht von ihnen ab und erhebe dich nicht über sie, denn wer etwas Schlechtes unterlässt, ist deshalb nicht automatisch ein besserer Mensch."

"Und die, die sich nur über mich lustig machen und immer wieder dieselben dummen Witze reißen, egal was ich sage?"

"Über die darfst du dich auch lustig machen, wenn du willst. Du musst dir nichts gefallen lassen, nur weil du etwas anders machst und du hast die besseren Argumente."

"Werden irgendwann mal alle Menschen vegan leben?"

"Das weiß ich nicht. Es wäre schön und es kann nur passieren, wenn viele Menschen mit gutem Beispiel voran gehen."

"So, wie wir?"

"So, wie wir."

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In diesem fiktiven Gespräch wird dem Kind vermittelt, dass es sich bei dem Ausnutzen, Manipulieren und Töten von nichtmenschlichen Individuen um Gewalt handelt.
Gewalt, die den Kindern in dieser Gesellschaft von kleinauf als "normal" und scheinbar unumgänglich vermittelt wird, während sie gegenüber der eigenen Spezies als verachtenswürdig gilt.
Wir sagen "Gewalt ist keine Lösung", wollen das auch unseren Kindern vermitteln, tun dies aber vor dem Hintergrund des täglichen privaten Blutvergießens.
Und wir hinterfragen scheinbar nicht, inwiefern die Grenzen der Gewalt gegenüber uns selbst und anderen Spezies stufenlos miteinander verschwimmen.
Prinzipieller Respekt vor fühlenden bewussten Lebewesen und das Anerkennen ihrer Leidensfähigkeit sollte dazu führen, alles zu unterlassen, was deren Leid verursacht.
Doch dieser prinzipielle Respekt ist nicht gegeben und somit wird er nicht vermittelt, weder in den Schulen, noch in den Medien und schon gar nicht innerhalb der Familien.
Wir sind gerade mal dabei, die "Tierethik" zu entdecken und dabei haben wir noch nicht einmal den nächsten Schritt erkannt: Ethik kann nicht in "Tierethik" und "Menschenethik" aufgeteilt werden, denn das eine kann ohne das andere nicht funktionieren.
Die Geschichte der Menschheit zeigt es durch Schlachthäuser und Kriege, Schützenvereine und Amokläufer... Gewalt ist eine Kettenreaktion.

In der Qualität der Ethik, die wir unseren Kindern vermitteln, liegt die Vernunft oder Unvernunft kommender Generationen.
Das gilt für den unveganen Endverbraucher genauso wie für Jäger, Schlachter, Prügeleltern, Hooligans, Soldaten und Diktatoren.
Gewalt ist keine Lösung!

Ich habe mich schon oft gefragt, wie ich das meinem Kind vermittel...


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"Und was ist Speziesismus?"

"Das erkläre ich dir morgen..."


Schlunz

Siehe auch: "Mein Kind soll das selbst entscheiden"


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