Samstag, 7. Februar 2009

Wann ist ein Mann ein Mann?

“Wer Fleisch isst, sollte auch in der Lage sein, das Tier selbst zu töten!“
Das sagen viele Männer. Generationsübergreifend...
Das angebliche Wissen darum, wie man tötet, gilt ihnen als Legitimation, Tote zu essen.
Als Kind sahen sie, wie ihr Opa ein Kaninchen killte und weil sie nicht in Ohnmacht fielen, sind sie nun Vollprofis.
Natürlich dürfen sie vegan leben, auch wenn sie noch kein eigenes Gemüse angebaut haben, aber viel entscheidender ist doch die Frage, ob es überhaupt einen nachvollziehbaren Grund gibt, in dieser Gesellschaft ein Tier zu töten.
“Weil es mir schmeckt“ ist kein nachvollziehbarer Grund und leider haben sie argumentativ nichts weiteres vorzuweisen.
Außer die Männlichkeit...
Es gibt ein Parfum für Männer, das riecht nach verbranntem Fleisch.
Kein Scherz: "FLAME™ by BK®".
The WHOPPER® sandwich is America’s Favorite burger. FLAME™ by BK® captures the essence of that love and gives it to you. Behold the scent of seduction, with a hint of flame-broiled meat.
2009 wurde es in Europa beworben, mittlerweile hat es auch den japanischen Markt erobert.
Es bleibt fraglich, ob sich das Parfum positiv auf die weibliche Libido auswirkt.
Vielleicht bei Frauen, die es mögen, wenn Männer bei offener Klotür mit ner Kippe im Mundwinkel stehend pinkeln und dabei einen fahren lassen.
Fleisch grillen, Fleisch essen, nach Fleisch riechen...
Das ist männlich!
Komisch. Laut einer Studie vom Playboy sind Metzger und Schlachter eigentlich das Letzte, was sich Frauen im Bett wünschen. Blut bespritzt, mit Gummistiefeln und nem Messer in der Hand. Ne, lass mal! Sollen mal unter sich bleiben. Denen klebt das Blut an den Händen!
Dabei sind doch gerade sie die letzten "wahren Männer".
Zwar jagen sie nicht mehr, sondern lassen sich die "Beute" im Akkord vor das Bolzenschussgerät oder die Elektrozange schieben, aber dennoch sind sie es, die "die Sache klar machen".
Traut sich ja sonst keiner. Da sind sie dann alle zu weich.
Sollen sich nicht so anstellen und mal selber schlachten, in Blut und Scheiße stehen, Kühe ausweiden, Därme und Mägen sortieren...
Wenn Fleischessen und nach verbranntem Fleisch riechen männlich ist, dann ist es auch das Töten und Ausweiden, genauso wie bei offener Klotür mit einer Kippe im Mundwinkel stehend pinkeln und dabei einen fahren lassen.
Wie viele Frauen unter den Industrialisierten Cro-Magnon-Menschen üben den Beruf der Schlachterin aus?
Töten ist Rambo, Chuck Norris, Männersache...
Bis auf den Geschmack und die Männlichkeit gibt es keine Hinweise der Werbeindustrie, warum man sich das Zeug rein ziehen sollte.
Kein Hinweis auf besonders wertvolle Inhaltsstoffe, mit gesunder Ernährung hat das ja bekanntlich nichts zu tun.
Es reicht als Grund für den Konsum dieser Produkte der Umstand, dass man ein Mann ist.
Dass der Fleischkonsum mit Kraft und Muskeln nichts zu tun hat, ist mittlerweile bekannt.
Es geht nur darum, dass ein totes Tier leidensfähiger als eine Pflanze ist und dass diese Leidensfähigkeit gefälligst im Sinne einer undefinierbaren archaischen Männlichkeit hingenommen, bzw. ignoriert wird.
Ich fühle mich da geschlechtlich diskriminiert.
Es wird vermittelt, Männer seien primitiv und Männlichkeit sei ein Indikator für mangelnde Empathie.
Dabei stimmt das gar nicht!
Männer kraulen Hunde und Katzen, spielen mit Kindern und sagen: "Selber so ein Schwein töten, das könnte ich nicht...".
Die meisten Männer sagen so was. Meinen die das ernst? Komisch.
Ja was denn nun? Entweder oder!
Mit "flame-broiled-meat-flavour" rum rennen, aber kein Bock auf offene Kehlen? Das ist inkonsequent!
Vielleicht ist dieses inkonsequente archaische Getue ja nur Ausgleich zum infantilen Milchkonsum.
Milch ist Babynahrung!
Hat man als Mann, der Babynahrung konsumiert, eigentlich "Eier"?
Und hat man die zwangsläufig, wenn man Leichen fleddert?
Männer führen Kriege,
Männer sind schon als Baby blau,
Männer rauchen Pfeife,
Männer sind furchtbar schlau,
Männer bauen Raketen,
Männer machen alles ganz genau.
Oh wann ist ein Mann ein Mann?
(Grönemeyer)

Der Umstand, dass die Begrifflichkeit "typisch männlich" heutzutage überwiegend negativ behaftet ist, wird durch Werbung für archaische Stereotype nicht geschmälert.
Hier nimmt die Definition des Mannes als Indikator für unethisches Verhalten Schaden.
Männer fressen Fleisch, Männer schlachten, Männer führen Kriege, Männer sind gegenüber Frauen übergriffig...
Moralisch auf der Stelle zu stehen oder sich sogar im Sinne einer vermeintlichen "moralischen Evolution" rückwärts zu bewegen, wird gutheißend hingenommen.
Da sich dieser Blödsinn seit der Steinzeit in den Hirnen der Menschheit manifestiert hat, ist es kein Wunder, dass es mehr Frauen unter Veganern und Vegetariern gibt.
Es ist ok, archaische Muster zu tolerieren, wenn es um das "Balzverhalten" und Genderfragen menschlicher Tiere geht, doch das Morden und Leichenfleddern sollte nichts mehr damit zu tun haben.

Schlunz





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